Tassilobrunnen

Über die abwechslungsreiche Geschichte Pietlings

Zweiter Teil der Geschichte

Wir befinden uns im 6. Jh. nach Chr. Die kommende Zeit - zwischen der Vertreibung der Römer aus unserem Gebiet und der Landnahme durch die Bajuwaren - wird als die Zeit der Völkerwanderung bezeichnet. Tatsächlich war dies aber keine friedliche Wanderschaft, sondern eine Vielzahl an schweren kriegerischen Auseinandersetzungen um Land und Vorherrschaft. Am schlimmsten galten die Ein- und Überfälle durch die Hunnen, einem wilden Reitervolk aus den Steppen Innerasiens.

Die Einwanderung durch die Bajuwaren darf man sich nicht als einen geschlossenen Einmarsch vorstellen. Denn die Bajuwaren waren zunächst auch gar kein gemeinsamer Volksstamm. Ebenso wenig war das Einwanderungsgebiet menschenleer: Die Menschen, die das Land trotz der Überfälle der Hunnen nicht verlassen hatten, arrangierten sich wirtschaftlich und kulturell mit den Neuankömmlingen aus Böhmen, wobei das Bajuwarische letztendlich dominierte. So zeugt auch der Ortsname Pietling von der Niederlassung des Bajuwarischen Kriegers Puotilo.

Innerhalb von 100 Jahren bildete sich ein stabiles Staatsgefüge heraus. Die Bajuwaren wurden von einem Herzog angeführt, der den Stamm nach außen vertrat und Verträge mit den benachbarten slavischen und germanischen Stämmen schloss. Er war zugleich oberster Heerführer und oberster Richter. 

Der bekannteste, aber auch der am meisten gedemütigte Herzog der Baiern war Tassilo III. Denn, während seine Vorfahren das Reich durch viel Geschick immer weiter ausdehnen und verteidigen konnten, wurde während der Regentschaft Tassilos ein Nachbarreich nach dem anderen von Karl dem Großen eingenommen. Tassilo war fest zum Kampf entschlossen – wurde aber von seinen eigenen Adelsleuten im Stich gelassen.

Da Karl der Große alle Schenkungen der Bairischen Herzöge an die Salzburger Kirche in Frage stellte, ließ der damalige Bischof ein Verzeichnis des gesamten Kirchenbesitzes erstellen. Darunter befanden sich auch Tassilos Schenkungen aus Pietling.

Da die erste urkundliche Erwähnung von Pietling in so engem Zusammenhang mit der Absetzung von Tassilo steht, ist ihm auch der Brunnen gewidmet. Er ist, wie auch die Filialkirche St. Martin, mit der Jahreszahl der ersten urkundlichen Erwähnung auf den Medaillons zu sehen. 

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