Am Waldkindergarten

Von Eichen, Blitz und Donner

Die Germanen verehrten ihre Götter im Wald, der ursprünglich auch 90 Prozent ihres Siedlungsgebietes bedeckte. Es gab heilige Eichenhaine, in denen den Göttern geopfert wurde. Diese Haine durften von Unbefugten nicht betreten werden. Auch das Fällen von Bäumen und das Abknicken von Zweigen war streng verboten. Nordischen Legenden zufolge wurde sogar der erste Mensch aus einer Eiche geboren.

In der nordischen Mythologie ist die Eiche dem Donner- und Kriegsgott Thor geweiht. Der Legende nach fährt dieser mit einem Ziegenkarren über den Himmel, wodurch der Donner entsteht, und schickt Blitze zur Erde. Bei den Germanenstämmen Mitteleuropas wurde er Donar genannt. Nach ihm ist heute noch der Donnerstag benannt. 

„Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen“ heißt es ja oft im Volksmund. Das hat jedoch weniger mit dem Donnergott oder den Baumarten an sich zu tun, als vielmehr mit der Lage der Bäume. Eichen stehen, wie auch diese hier, oft als starke Einzelbäume in der Landschaft und ragen somit als optimaler Blitzfänger in den Himmel. Buchen hingegen wachsen meist in Gruppen oder im Wald und verteilen so die Einschlaggefahr auf mehrere Bäume.

Doch – warum schlägt der Blitz überhaupt so oft in Bäume ein?

Der elektrisch geladene Blitz sucht sich auf dem Weg zur Erde den geringsten Widerstand. Dies kann eine kürzere Route sein oder aber ein Weg mit besserer elektrischer Leitfähigkeit. Beides trifft oft bei Bäumen zu: Ein Baum, der allein auf einer ebenen Fläche steht, bietet den kürzesten Weg zur Erde, da er die höchste Erhebung darstellt. Gleichzeitig ist er, sofern das Gewitter mit Regen einhergeht, von oben bis unten nass und hat dadurch eine große Leitfähigkeit. 

Egal wie - die Gefahr eines Blitzeinschlages während eines Gewitters bleibt bei allen Bäumen hoch. Am besten sucht man Schutz bei Gebäuden oder in Autos.